(from an unknown source, 2001)

"Kaltes, klares Wasser" - mit diesem charmanten Ohrwurm, einem Remix des Neue-Deutsche-Welle-Stücks von Malaria aus dem Jahre 1982, landete Chicks on Speed Anfang dieses Jahres auf Platz Eins der Deutschen Dance-Charts. Dabei sind die Mitglieder der Berliner Band durchaus keine stromlinienförmigen Zuckerbabys. Ganz im Gegenteil, Fans in aller Welt schätzen sie für ihre Originalität, die sich im musikalischen Bereich irgendwo zwischen Elektro und Trash Metal bewegt und aus ihren Live-Auftritten künstlerische Performances macht.

Die Amerikanerin Melissa Logan und die Australierin Alex Murray-Leslie lernten sich in München an der Kunsthochschule kennen, dazu gesellte sich die Münchnerin Kiki Moorse. Installationen und Ausstellungen sind Chicks on Speed ebenso wichtig wie Musik - am liebsten verbinden sie beides miteinander. Logisch, dass sie die Gestaltung ihrer Plattencover ebenso in die Hand nehmen wie die ihrer Website.

Als Expertin zogen sie Tina Frank von Mego in Wien zu Rate, eine in der Musikszene sehr bekannte Designerin. "Schnell kamen wir gemeinsam auf die Idee, einen unordentlichen Raum zu gestalten. Wir haben Bilder aus Zeitschriften gescannt, aber zeigen auch persönliche Dinge", erzählt Alex Murray-Leslie. Bei den üblichen Webdesignsoftwares sieht sie die Gefahr, dass diese einen Look vorgeben. "Tina Frank schreibt ihre eigenen Scripts - so läßt sich das umgehen. Uns war wichtig, der Site einen hausgemachten, analogen Touch zu geben."

Klickt man rechts im Raum auf den Milchkarton, landet man auf der inoffiziellen Fanwebsite des Finnen Erkki Rautio. "Unsere Seite ist sozusagen der Eingang zu seiner Seite. Es gefällt uns im Netz mit Leuten, die man kaum kennt, zusammenzu arbeiten und möglichst viele Informationen auszutauschen."

Außerdem haben Chicks on Speed mit Hilfe des Programmierers Leonard Minutillo einen Online-Shop eingerichtet, wo es nicht nur Platten und Musikvideos gibt, sondern auch Kunstwerke oder Kostüme, die die die Musikerinnen für ihre Performances entwarfen. Wer sich in eine Mailing-Liste einträgt, bekommen fortan direkt von der Band Infos über ihre Aktivitäten. Auf anderen Websites ist die angebliche Nähe zu den Künstlern bloß eine Marketing-Masche. Hier ist alles echt: Die Chicks, die ihr eigenes Label besitzen, beantworten die Fan-E-Mails selbst.

"Es ist wunderbar, wie schnell man im Internet Dinge tun kann", sagt Alex Murray-Leslie. "Trotzdem kehren wir derzeit zum Printmedium zurück und machen mit Tina Frank ein Buch über Chicks on Speed. Bücher lassen sich eben nicht ersetzen, ebensowenig wie Vinylplatten."


BU: Einblick in die Welt von Chicks on Speed: Das Fußbodenmuster stammt von Papierkleidern, die die Musikerinnen auf der Bühne tragen, den Hintergrund bildet ein Foto einer Umkleidekabine von einer ihrer Tourneen
BU: Fernsehen oder Shoppen - das ist hier die Frage BU: Auch in ihren künstlerischen Arbeiten setzen Chicks on Speed auf das Mittel der Collage
BU: Auf der Handschrift von Melissa Logan beruht der eigens für den Shop kreierte Random-Font, der immer wieder neue Lettern erzeugt

www.mego.at: kein Schnickschnack, großartige Musik http://www.jodi.org/100cc/zxcvb/index.html: die Site, die alle anderen in den Hintern beisst
www.ski-pp.com: Dat Politics im Netz, sehr persönlich und humorvoll, bietet jede Menge Spaß


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